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Für mich bist du tot - Zerstörte Illusionen von Elisabeth Charlotte

Für mich bist du tot - Zerstörte Illusionen

Details:

Genre:
Format:
Taschenbuch, eBook
Seiten:
296
Distributor:
Epubli
ISBN/ASIN:
978-3746738635
Bewertungen:
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Klappentext:

Zu Beginn der Erzählung werden die Leser/innen in den Osten Berlins, in die 50er und 60er-Jahre entführt. Spannend und facettenreich berichtet die Autorin über ihre ungewöhnliche Kindheit und Jugend mit ihren zwei Geschwistern und alleinerziehenden, dem Alkohol zusprechenden Mutter.

Offen beschreibt sie die Zeit ihres Erwachsenwerdens, den schönsten Tag in ihrem Leben, die Geburt ihres Sohnes aber auch ihre erste unglückliche Liebe zu einer Frau. Es folgen schwierige und einsame Jahre bis sie ihrer großen Lieben und dem Glück begegnet.

Viele Jahre später aber geschieht dann das, was ihr Leben total verändern wird. Nichts ist jetzt mehr so wie es einmal war.

Alle Ereignisse in diesem Buch sind eng verknüpft mit dem Mauerbau 1961 und deren Fall 1989.

Die ungeahnten Möglichkeiten, die sich nach der Wiedervereinigung von Deutschland boten, haben tragische Folgen für die Autorin und deren Familie.

Inhalt:

Aufgewachsen mit zwei Geschwistern im Ostberliner Bezirk Friedrichshain. Die Mutter alleinerziehend, Alkohol- und Tablettenabhängig.

Traumatisierte von der Sucht der Mutter gelingt es der Protagonistin, bereits als 17-jährige das verhasste Milieu zu verlassen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Drei Jahre später wird ihr Sohn geboren, den sie allein großziehen wird.

Der Mauerfall 1989 ändert ihr Leben komplett, doch Jahre später wird sie für diese gewonnene „Freiheit“ einen hohen Preis zahlen müssen.

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Leseprobe

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war von den Siegermächten 1945 vereinbart worden, Berlin in vier Sektoren aufzuteilen. Margarete und Paul, meine Eltern, lebten in der Ostzone und lernten sich 1947 in einem Tanzlokal kennen. Mein Vater war siebzehn Jahre alt und kam aus der Gefangenschaft. Meine Mutter, ein Jahr älter, absolvierte ihr hauswirtschaftliches Pflichtjahr, so wie es damals für junge Mädchen üblich war. Ein Jahr später im Juli 1948 hatten sie geheiratet. Beide brauchten zu der Zeit noch die Genehmigung ihrer Eltern, weil man damals erst mit einundzwanzig Jahren volljährig war. Sie waren jung, sehr verliebt und lebenshungrig und sie genossen beide das Leben nach Kriegsende in vollen Zügen. Meine Eltern lebten anfangs zusammen mit der frisch geschiedenen Mutter meines Vaters, in einer kleinen Wohnung in der sowjetischen Besatzungszone im Bezirk Friedrichshain. Wie man sich gut vorstellen kann, vertrugen sich Margarete und ihre Schwiegermutter, zwei charakterlich sehr unterschiedliche Frauen, nicht so gut und immer wieder gab es Spannungen wegen Kleinigkeiten. Doch eigener Wohnraum war nicht so einfach zu bekommen. Gut ein Jahr nach der Hochzeit meiner Eltern wurde ich im März 1949 im elterlichen Schlafzimmer in der Boxhagener Straße geboren. Damals war es eher selten im Krankenhaus zu entbinden, die meisten Geburten fanden zu Hause statt. Außer der Hebamme war noch meine Oma bei meiner Geburt dabei. Jahre später erzählte sie mir einmal, dass sie während des Geburtsvorganges den Eindruck hatte, dass ich nicht auf diese Welt kommen wollte. Heute ist mir auch klar, warum. Spätestens nach meiner Geburt wurde den jungen Eltern klar, dass sie sich dringend nach eigenem Wohnraum umschauen mussten. Den fanden sie dann auch ein paar Straßen weiter in der Rigaer Straße. Damals eine ruhige Straße mit vielen kleinen „Tante-Emma-Läden“, einigen Kneipen. Die Wohnung war nicht groß, bestand nur aus Wohnzimmer und Küche, die Toilette befand sich eine halbe Treppe tiefer. Endlich hatten sie ihr eigenes Reich. Im selben Jahr, am 7. Oktober, wurde auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik gegründet.
Drei Jahre später, im Oktober 1952, kam mein Bruder Gerhard einen Monat zu früh auf die Welt. Auch er war eine Hausgeburt. Im Gegensatz zu meiner Geburt waren meine Eltern auf die Ankunft dieses zweiten Kindes so gar nicht vorbereitet. Nichts war für das Baby vorhanden. Die Hebamme wickelte das Neugeborene notdürftig in ein Handtuch und meine Oma wurde nun beauftragt, das Nötigste für das kleine Wesen zu besorgen. Wie ich viel später erfuhr, war mein Bruder kein Wunschkind. Meine Mutter hatte in den ersten Monaten einige abenteuerliche Versuche unternommen haben, um diese Schwangerschaft zu unterbrechen. Warum sie dieses Kind nicht wollte, haben wir nie erfahren. Nur meine Oma verbreitete hartnäckig das Gerücht, dass dieses Kind nicht von ihrem Sohn sein könne. Woher sie das zu wissen glaubte, blieb ebenfalls ihr Geheimnis. Aber der Stachel war zumindest bei meinem Vater gesetzt. Es gelang ihm dadurch nie, eine normale Vater-Sohn-Beziehung zu dem Jungen aufzubauen. Der Kleine war von Geburt an in seiner Entwicklung etwas zurück und blieb immer ein Sorgenkind.
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Es gab jetzt leider immer häufiger Tage, an denen buchstäblich nichts zu essen im Haus war. Alle Bemühungen meiner Mutter irgendwie an Geld zu kommen, waren dann an solch einem Tag im Sande verlaufen. Dabei war sie durchaus sehr einfallsreich und geschickt, wenn es darum ging, Geld zu beschaffen. Mit einer ihrer ganz besonderen, schon fast kriminellen Methode, erzielte sie sogar eine Zeit lang Erfolg. Ihr Auftritt war immer gut vorbereitet und durchdacht.
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Am 19. Mai 1982 erhielten wir eine schmerzliche Nachricht. Mein Bruder war gestorben. Er starb keines natürlichen Todes, an einer Krankheit oder durch einen Unfall, nein bewahre. So war das bei uns nicht. Es musste natürlich etwas Ungewöhnliches sein. Mein Bruder wurde ermordet. Mord - das passte in unsere chaotische Familie! Der Anruf meiner Mutter erreichte mich während meiner Arbeitszeit. Als ich die Nachricht hörte, war ich wie erstarrt. Von den Füßen bis zu den Schultern zog sich eine Mauer hoch. Nur mein Kopf blieb frei. Und der wehrte sich. Was erzählte sie mir da schon wieder? Ich ging sofort auf Abwehr. War das wieder ein neuer Trick meiner Mutter? Es erschien mir nicht glaubhaft, was sie da erzählte. Mord gab es nur im Kino. Das konnte, dass musste ein Irrtum sein. Als wir später in der Gerichtsmedizin die Sachen meines Bruders in Empfang nahmen, war es klar, dass es kein Irrtum war.
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Einige Monate später waren Sascha und Jason wieder auf dem Weg nach Deutschland. Nicht etwa aus Sehnsucht zu mir oder dem Rest unserer Familie. Nein, sie wollten Urlaub in Italien machen, waren sozusagen nur auf Durchreise mit einem Zwischenstopp in Berlin. Egal, ich freute mich natürlich riesig auf den kurzen Besuch. Hauptsache ich konnte ihn mal wiedersehen, ihn umarmen. Wie immer holte ich sie vom Flughafen ab und war in freudiger Erwartung, wir haben uns ja lange nicht gesehen. Von freudig konnte bei diesen beiden Herren allerdings keine Rede sein. War es der lange Flug, der Jetlag oder haben sie sich gerade gezofft? Schon von Weitem sah man beiden ihre äußerst gereizte Stimmung an. Aber nicht nur das, mein Sohn sah elend aus. Ich brachte vor Schreck kein Wort hervor. Kaum, dass wir uns kurz begrüßen konnten, gifteten sich die Beiden hemmungslos und in meinem Beisein weiter an. Ein Glück für mich, dass sie auf Englisch stritten, denn somit blieb mir der größte Teil ihrer Diskussion zumindest inhaltlich verborgen. Sie waren auch nicht im Geringsten bereit, ihren Disput in meiner Gegenwart, und sei es nur aus Höflichkeit, pausieren zu lassen geschweige denn zu beenden. Nein, das Gelaber ging weiter. Abgesehen von der nervigen Streiterei, wirkte Sascha auf mich sehr mitgenommen, irgendwie genervt. Wie schon in den letzten Jahren sah er müde, abgespannt und krank aus. Seine Augen lagen tief in den Augenhöhlen, die Wangenknochen standen hervor. Aber, diese müden Augen waren wie eh und je nur auf Jason fixiert. Mich schienen die Beiden gar nicht weiter wahrzunehmen, ich fungierte für sie nur als Chauffeur. Vorsichtige Fragen meinerseits wurden kurz und mürrisch beantwortet. Schließlich setzte ich die Beiden nach der anstrengenden Fahrt vor ihrem Hotel erleichtert ab. Mit einem riesigen Kloß im Hals verabschiedete ich mich und machte mich enttäuscht auf den Weg nach Hause. Wir vereinbarten noch, dass wir uns am nächsten Tag treffen würden. Jetzt hoffte ich inbrünstig auf eine bessere Stimmung für den kommenden Tag. Der Jetlag würde dann wohl überwunden sein, sie werden ausgeschlafen und vernünftig miteinander umgehen.
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Irgendwann sagte mir mein Gefühl, dass Sascha uns absichtlich mied, er zeigte keinerlei Interesse. Weder an mir, noch an dem Rest unserer Familie. Warum verhielt er sich so? Gab es einen Grund? Wenn ja, welchen? Fühlte er sich von mir bedrängt, weil ich wegen der Jobsuche ein wenig Druck gemacht habe? Nahm er mir das übel? Das könnte ich verstehen aber dafür hatte ich meine Gründe und hätte sie ihm erklären können. Sascha war seit seiner Rückkehr sehr labil, depressiv, ohne jegliche Initiative. Er war immer noch ohne Arbeit, lebte von Sozialhilfe und kümmerte sich, zumindest meiner Meinung nach, nicht genug um einen Job. Ich hatte Angst. Angst, dass er abrutschte und dann gar nicht mehr auf die Beine käme. Meine Argumente würde er sicher nicht verstehen, aber die Anzeichen kannte ich von meiner Mutter nur zu gut und wusste genau, wo die hinführen können. Wäre das ein Grund für ihn, mich zu meiden?
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Auch im Jahr 2013 änderte sich nichts an dem distanzierten Verhältnis zwischen mir und Sascha. Es herrschte immer noch totale Funkstille. Kein Wort, kein Anruf, kein Brief.

Die Autorin

Schon in frühester Jugend habe ich mich mit dem Gedanken getragen, irgendwann einmal mein Leben aufzuschreiben und auch zu veröffentlichen. Mein Leben war nicht einfach, ich bin in der DDR unter sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Viele schlimme und traumatisierenden Ereignisse mussten meine Geschwister und ich erleben. Ich habe dann irgendwann angefangen, Tagebuch zu schreiben. Nach einigen Irrwegen und meinem ComicOut schien ich dann endlich in einem glücklichen Leben angekommen zu sein. Doch dann brach mein einziger Sohn 2012 den Kontakt zu mir ohne einen erkennbaren Grund ab. Von diesem Tag an war nichts mehr so wie es einmal war. Das Tagebuch wurde nun ein Ventil für mich, meinen Gedanken konnte ich hier freien Lauf lassen. 2014 ging ich in den Ruhestand, erst jetzt hatte ich endlich die Zeit und Ruhe, die für mein Projekt notwendig war.

Ich begann zu schreiben. Es war schmerzhaft, mein Leben noch einmal aufzurollen, alles noch einmal zu erleben. Doch es war auch sehr hilfreich für mich. Nach vier Jahren war es dann geschafft, mein Buch wurde gedruckt.

Ich möchte mit der Schilderung meines Lebens anderen Eltern, die ähnliches erleben mussten, von ihren Kindern verlassen wurden zeigen, dass sie damit nicht allein sind. Sie dürfen sich nicht aufgeben.

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